Jetzt ist sie endlich da: die Schreibblockade. Habe ich noch vor gar nicht langer Zeit behauptet, sowas hätte ich ob meiner Tendenz zum Schwafeln nicht, bin ich seit Tagen beunruhigt und muss es mir selber eingestehen: Es geht nicht so recht voran mit der Fortsetzung der Optimierer. Und ich weiß auch genau, woran es liegt:
Es ist der Fluch des zweiten Teils!
Welche zweiten Teile waren wirklich gut? Welche Fortsetzungen sogar besser, als das Original?
Terminator 2 fand ich gut – vielleicht auch nur, weil ich den 2. vor dem 1. Teil gesehen habe.
Auch The Dark Knight fand ich um Längen besser als Batman Begins.
Aber wie ist das mit Büchern… ? Wenn ich ehrlich bin, fällt mir nichts ein.
Bin ich also dazu verdammt, ein schlechtes zweites Buch zu schreiben? Nein! Bin! Ich! Nicht! – möchte ich rufen, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich folgendes Problem:
Ich habe im Jahr 2008 damit angefangen, Die Optimierer zu schreiben. Damals hatte ich die erste Idee, habe die Welt entworfen und die Figur Samson Freitag ins Leben gerufen. Der Rest hat sich dann im Laufe der Zeit ergeben. Die Story hat mich also ganz schön lange begleitet, ist seitdem als Gedankenspiel immer ein kleiner Teil meines Lebens gewesen.
2008 hatte ich gerade mein Studium beendet. Kurz nach der bestandenen mündlichen Prüfung konnte ich es geradezu fühlen: das Wissen, das ich in mich hineingepumpt hatte. Alles, alles gelernt und studiert bis zu diesem einen Augenblick. Ich wusste, dass dies der Höhepunkt meines intellektuellen Lebens sein würde. Nie wieder würde ich so viel (theoretische) Expertise in einem bestimmten Fachbereich haben. Mit jeder Sekunde würde es weniger werden, bis es sich endlich nach Jahren wie der Stoff aus der Schulzeit zu einer grauen Gemelage verdünnen würde, die man entweder Allgemeinbildung oder Schlau Daherreden nennen kann.
In dieser geistigen Verfassung habe ich also das Buch begonnen, habe alle politischen und philosophischen Ideen, die mir zu dieser Zeit wichtig und richtig erschienen in das Projekt verpackt.*
Einigen Lesern wird dieser philosophische Unterbau gar nicht auffallen, denn er ist für das Verständnis der Geschichte gar nicht notwendig!
Aber ICH weiß es. Und jetzt kommt der Punkt: Die Fortsetzung hat diesen Unterbau nicht – oder zumindest nicht so sehr. Und das stört mich. Die Story habe ich (fast – so 100% ist da ja nie) im Kopf, die Figuren auch, die Konflikte auch, sogar das Ende!
… aber was ist mit dem theoretischen Unterbau? Klar ist es noch dieselbe Welt wie beim ersten Teil. Also könnte man sagen, es ist immer noch eine platonische Welt… aber irgendwie erwarte ich von mir selbst etwas Neues, etwas Revolutionäres, etwas Bahnbrechendes… puh…
Natürlich ist es unfair, den fertigen Roman „Die Optimierer“ mit dem Manuskript zu vergleichen, das sich im Augenblick mit unzähligen Tipp- und Orthographiefehlern und vielen Kommentaren am Rand auf meinem Computer befindet.
Bis so ein Roman veröffentlicht wird, muss man ihn unzählige Male Lesen und korrigieren, vielleicht umschreiben oder ganz neu aufbauen, dann kommt das Lektorat, das noch einmal so viel Verbesserung bringt und am Ende den letzten Schliff bis alles glänzt.
Natürlich weiß ich das alles und schimpfe mich selbst ob meiner Dummheit. Ich bin einfach verunsichert. Aber dieser Blogbeitrag ist auch kein „fishing for Mitleid“!
Schreiben ist nun mal die beste Finger- und Gedankenübung, um weiter zu schreiben.
Also: Schluss jetzt mit dem Selbstmitleid und ran an die Tasten!!!
*Wenn es denn gewünscht wird, kann ich mich in einem anderen Blogbeitrag mal mit der Dekonstruktivierung der Optimierer auseinandersetzen….
Vielleicht hat sich das Thema im ersten Band erschöpft; es gibt nichts mehr darüber zu sagen? Oder ihnen ist nicht klar, welche Aspekte des Themas noch erzählt werden könnten? Oder sie müssen ihr Wissen auffrischen, um sich wieder in dieselbe Stimmung zu versetzen, in der sie beim Schreiben des ersten Bandes waren?
Was wäre, wenn sie sich ein neues Thema, mit anderen Figuren suchen? So könnten sie ihrer Fantasie einen Kick geben. Ein neues Thema inspiriert sie vielleicht eher, als das alte?
Sie könnten sich auch einen Plan machen, welches ihre nächsten fünf Romane werden könnten. Um welche Themen und Figuren sie sich drehen könnten. Bringen sie sich auf neue Ideen. Fordern sie ihre Fantasie heraus.
Danke für die Tipps!
Ich habe schon eine ziemlich genaue Vorstellung von der Story… was mir fehlte, war der philosophisch/theoretische Unterbau. Aber da bin ich mittlerweile auch wieder ganz zuversichtlich. Es gibt noch viele Themen mit vielen interessanten Fragestellungen und Figuren, die ich in der BEU thematisieren kann – allerdings nur im zweiten Teil. Einen Dritten wird es nicht geben.