In den Diskussionen um die Vor- und Nachteile geschlechtergerechter Sprache fehlen einem die Zahlen und Fakten meist genau dann, wenn man sie am dringendsten braucht. Deshalb findet ihr hier die Studien und Daten, auf die wir uns beziehen.
Daten
- Lediglich 16,645% (Stand: 14.8.2021) der Biographien (innerhalb der deutschsprachigen Wikipedia) wurden über Frauen geschrieben.
- Etwa 9% der Wikipedianer*innen (international) sind Frauen
- Frauen-Biografien werden überproportional häufig für Löschungen wegen vermeintlicher Irrelevanz vorgeschlagen (Francesca Tripodi, Juni 2021)
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/14614448211023772 - Von Männern verfasste Literatur wird fast doppelt so häufig besprochen wie von Frauen verfasste Literatur.
- 76 der 160 DAX-Unternehmen, die noch keine Frauen im Vorstand haben, planen laut Veröffentlichung nicht, daran etwas zu ändern. 53 Aufsichtsräte formulieren ausdrücklich das Ziel »Null Frauen«.
Studien
- 2018: In geschlechtergerechter Sprache verfasste Texte führen zu besserer Performance bei Aufgaben in einem experimentellen Setting.
(Marlene Kollmayer, Andreas Pfaffel, Barbara Schober, Laura Brandt: Breaking Away From the Male Stereotype of a Specialist: Gendered Language Affects Performance in a Thinking Task. In: Frontiers in Psychology. Nr. 9, 19. Juni 2018 (englisch; doi:10.3389/fpsyg.2018.00985; Volltext auf researchgate.net) )
- 2015: Kinder, denen Berufe in geschlechtergerechten Bezeichnungen (
Ingenieurinnen und Ingenieure
) vermittelt werden, trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen, als Kinder, denen nur die maskulinen Pluralformen genannt werden.
(Pressemitteilung: Automechanikerinnen und Automechaniker – Geschlechtergerechte Sprache beeinflusst kindliche Wahrnehmung von Berufen. In: Dgps.de. Deutsche Gesellschaft für Psychologie e. V. (DGPs), 9. Juli 2015, abgerufen am 14. Mai 2019.→ Dries Vervecken, Bettina Hannover: Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy. In: Social Psychology. Band 46, Heft 2, 2015, S. 76–92 (englisch; doi:10.1027/1864-9335/a000229). )
- 2010: Im Vergleich zum generischen Maskulinum tragen drei geschlechtergerechte Formen (Paarformen, Binnen-I, Neutralformen) in Nachrichtentexten, die Erwachsenen vorgelegt wurden, zu einer „angemesseneren gedanklichen Berücksichtigung von Frauen“ bei, ohne dabei Lesbarkeit und Textästhetik zu beeinträchtigen.
(Christopher Blake: Geschlechtergerechte Formulierungen in Nachrichtentexten. In: Publizistik. Band 55, Nr. 3, September 2010, S. 289–304 (doi:10.1007/s11616-010-0093-2). )
- 2008: Erwachsene, denen Texte im generischen Maskulinum vorgelegt werden, gehen davon aus, dass der Text eher von Männern als von Frauen handelt, oder sie gehen zunächst davon aus, dass der Text von Männern handelt, bevor sie nach einem messbaren Zeitraum Frauen in ihre Interpretation mit einschließen.
(Pascal Gygax, Ute Gabriel, Oriane Sarrasin, Jane Oakhill: Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians and mechanics are all men. In: Language, Cognition and Neuroscience. Band 23, Nr. 3, April 2008, S. 464–485 (englisch; doi:10.1080/01690960701702035; Volltext auf researchgate.net) )
- 2004: Geschlechtergerechte Formulierungen führen insbesondere bei männlichen Lesern zu einer verstärkten Wahrnehmung dafür, dass Frauen ebenfalls gemeint sind.
(Ute Gabriel, Franziska Mellenberger: Exchanging the Generic Masculine for Gender- Balanced Forms – The Impact of Context Valence. In: Swiss Journal of Psychology. Band 63, Nr. 4, Dezember 2004, S. 273–278 (englisch; doi:10.1024/1421-0185.63.4.273; Volltext auf researchgate.net). )
- 2001: Bei vier Experimenten zeigte sich, dass „bei Personenreferenzen im generischen Maskulinum ein geringerer gedanklicher Einbezug von Frauen zu beobachten war als bei alternativen Sprachformen“.
(Dagmar Stahlberg, Sabine Sczesny: Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen. In: Psychologische Rundschau. Band 52, 2001, S. 131–140 (doi:10.1026//0033-3042.52.3.131). )
- Empirische Untersuchungen aus Linguistik, Kognitionspsychologie, Psycholinguistik, Erziehungswissenschaft, Medien- und Textwissenschaft, die mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt wurden, gelangten alle zu ähnlichen Ergebnissen, Zitat: „Durch die Verwendung des sogenannten generischen Maskulinums werden Frauen mental nicht oder nicht adäquat repräsentiert. Männer erscheinen in der mentalen Repräsentation als prototypische Exemplare der jeweiligen Inhalte der Personenbezeichnung.“
(Gabriele Diewald: Zur Diskussion: Geschlechtergerechte Sprache als Thema der germanistischen Linguistik – exemplarisch exerziert am Streit um das sogenannte generische Maskulinum. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik. Band 46, Heft 2, 2018, S. 295 (doi:10.1515/zgl-2018-0016; Volltext-Download auf uni-hannover.de). )