Alles half nichts – die Unheiligen 3 des schlechten Schreibens

Alles half nichts!

Oder besser:

Nichts half!

Kaum bin ich 5 Minuten am Schreiben und schon wieder drängen sich mir die Unheiligen Drei des schlechten Schreibens auf:

  1. Clichés
  2. Verschwurbelte Sätze
  3. Sätze der Rückversicherung

 

Ich möchte hier kurz darlegen, was ich damit meine, denn immerhin sitze ich seit 3 Tagen zum ersten Mal wieder an meinem Manuskript und da wird man doch mal nach einer halben Seite lieber den Blog als den Roman schreiben dürfen, oder?

1. Clichés

Kürzlich las ich in einem Reddit Forum (leider finde ich die Quelle nicht mehr), dass die ursprüngliche Bedeutung von „Cliché“ aus dem Buchdruckwesen, genauer gesagt aus dem Setzwesen kommt.
Der Schriftsetzer hatte die Aufgabe, die einzelnen Buchstaben und Worte in die Vorlage einzusetzen. Dabei kam es immer wieder vor, dass sich bei einem Buch bestimmte Phrasen oder Wortgruppen wiederholten. Der Schriftsetzer – effizient und zeitsparend wie er war – bereitete also schon einmal diese Phrasen vor und setzte sie dann ein, wenn sie gebraucht wurden. Et Voila: ein Cliché!

Für diesen Blogeintrag habe ich oben genannte Information noch einmal recherchiert und wurde enttäuscht. Denn laut Wikipedia ist ein „Klischee (auch Cliché) (…)  in der Zeitungs- und Buchdrucktechnik eine fotochemisch oder maschinell hergestellte Druckform für das Hochdruckverfahren.“  – also einfach eine Schablone.
Schade! Die erste Erklärung hat mir viel besser gefallen.
Deshalb werde ich sie auch einfach weiterhin glauben! Denn sie ergibt Sinn: Sie bringt den Ursprung und heutige Verwendung des Wortes genau in Übereinstimmung.

Denn mein Problem ist tatsächlich dieses Cliché: Beim Schreiben schleichen sich immer wieder die gleichen blöden Phrasen ein. Immer wieder „Vor ihrem geistigen Auge…“ oder „Lila wusste nicht, was…“ oder … jetzt gehen mir gerade die Clichés aus (denn ich will ja auch nicht zu viel vom Text verraten), außerdem streiche ich die Sätze meistens gleich, wenn ich ihrer ansichtig werde!

Aber in diesem Zusammenhang fällt mir noch etwas ein: In den verschiedenen Texten sind unterschiedliche Wörter bzw. Themen virulent und das irritiert mich fast so sehr, wie das Cliché: Bei „Die Optimierer“ waren es ganz eindeutig die Augen und die Lippen. Wie oft ich darüber geschrieben habe – klar, war ja auch wichtig!

Bei „Die Optimierer 2“ sind es Türen und Zeitabschnitte, die von enormer Bedeutung sind. Immer wieder diese Türen, die ja nichts anderes können als auf und zugehen. Wieso haben wir keine anständigen Synonyme für Tür und Klinke?

 

2. Verschwurbelte Sätze

Man könnte meinen, es sei einfacher, einfach zu schreiben, als kompliziert. Ist aber nicht so. Leider. Die Überschrift zu diesem Blogbeitrag ist so ein Satz: „Alles half nichts“. Was für ein Unsinn! Wenn alles nichts half, dann half eben nichts. Abgesehen davon sagt dieser Satz überhaupt nichts aus, weshalb man ihn sofort ersatzlos streichen kann! Um das herauszufinden muss ich aber meist einen ganzen Absatz schreiben.
Andere Sätze beschreiben komplizierte Bewegungen oder Prozessabläufe, die gefühlte 5 cm neben dem sind, was ich wirklich ausdrücken will, aber in Ermangelung einer korrekten Formulierung tippe ich eben das, was mir gerade einfällt und dann kommt sowas dabei heraus: „Mit einem Geräusch, als würden man einen großen Stein in einen Teich werfen, ließ Kophler den Kadaver ins Wasser plumpsen.“ Tja, was soll man dazu sagen außer: Ich freue mich aufs Lektorat!

 

3. Sätze mit Rückversicherung

Wenn 1 und 2 den Text unleserlich gemacht haben, fühle ich mich oft genötigt, eine Art Rückversicherung in den Text einzubauen. Das funktioniert dann oft so, dass in einem Gedankengang einer Person ein „oder“ oder ein „vielleicht“ eingefügt wird, ganz so, als wolle sich der Charakter beim Leser (oder beim Autor?) rückversichern, dass das, was er gerade tut oder denkt auch nachvollziehbar ist. Und wenn es ganz schlimm wird, dann tritt eine weitere Person auf, die der ersten Person ins Gesicht sagt, was sie von der ganzen Sache hält: So entstehen Ausrufe wie: „Sind Sie verrückt?“, „Erzähl mir keinen Unsinn“ oder „Spar dir den Quatsch.“

 

Und wenn der Text dadurch endgültig unleserlich und uninteressant geworden ist, ist es Zeit, eine Sicherungskopie zu machen und die Korrektur auf morgen zu verschieben, denn mein morgiges Ich wird mit solchen Sätzen ganz leicht fertig: Strg + A , Entf

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