Wikifueralle – ein Fazit

Was war die Idee?

Am 2. April 2019 startete das Projekt #wikifueralle. Unser Bündnis, bestehend aus Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Wikipedianer*innen und vielen weiteren, wollte erreichen, dass Frauen und nicht-binäre Menschen in der Wikipedia sichtbarer werden. Anstatt bisher bei Formulierungen im generischen Maskulinum nur „mitgemeint“ zu werden, sollten sie in Zukunft in Listen, Artikeltiteln und  Artikeltexten explizit genannt werden. Zu diesem Zweck initiierten wir eine Online-Petition und zwei Meinungsbilder (=Community-Abstimmungen) in der Wikipedia über Änderungen der dort üblichen Schreibweise.

Das erste Meinungsbild beschäftigte sich mit der Nennung des Geschlechts in Personenlisten. Details zum 1. Meinungsbild gibt es in diesem Blogbeitrag.

Das zweite Meinungsbild über Geschlechtergerechte Sprache sollte die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in Artikeltiteln, -texten und bei Kategorien ermöglichen. Stimmberechtigte Wikipedianer*innen (mit mehr als 200 Artikelbearbeitungen) wurden um Unterstützung für 3 verschiedene, voneinander unabhängig abstimmbare Vorschläge gebeten:

  1. Artikel können sowohl unter Verwendung des generischen Maskulinums als auch in geschlechtergerechter Sprache verfasst werden.
  2. Artikeltitel von zukünftig angelegten Artikeln dürfen die männliche und weibliche Form beinhalten.
  3. Neu angelegte Kategorien zu Personen dürfen in ihrem Titel (Lemma) die männliche und weibliche Bezeichnungsform enthalten (im Singular für Objektkategorien, Pluralformen möglich für Themenkategorien).

(Dies sind die Kernsätze der Vorschläge. Die tatsächlich abzustimmenden Vorschläge waren noch etwas länger und spezifischer und können hier eingesehen werden.)

Ich möchte noch einmal betonen, dass diese Vorschläge niemanden zwangen etwas tun zu müssen, sondern lediglich der Weg frei machen sollten, in Zukunft eine geschlechtergerechte Sprache benutzen zu können.

Beide Meinungsbilder wurden schlussendlich von der Community mit überwältigender Mehrheit abgelehnt.

 

Inhaltliche Ablehnung

Beide Meinungsbilder wurden inhaltlich abgelehnt. Das ist sehr bedauerlich und widerspricht in meinen Augen dem Anspruch der Wikipedia, die Realität zu beschreiben. Nach wie vor werden Frauen und nicht-binäre Menschen durch die Verwendung des generischen Maskulinums nicht sichtbar und nach wie vor gaukeln gemischte Listen mit einzig maskulinem Bezeichner eine falsche Realität vor. Selbst wenn es z.B. eine Liste berühmter Poetryslammer*innen gäbe, in der 98 Frauen und nur 2 Männer stünden, so müsste die Liste nach aktueller Regelung dennoch „Liste berühmter Poetryslammer“ heißen.
Doch die Probleme des generischen Maskulinums sind bekannt und lang und breit in der Diskussion besprochen worden. Deshalb werde ich hier nicht weiter darauf eingehen. Wer sich mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich die von uns zitierten Studien zur Wahrnehmung von Personenbezeichnungen in unserer Sprache.

 

Probleme der Wikipedia: Willkürliche Regeln

Unabhängig von der inhaltlichen Ablehnung wurden mir bei der Durchführung der beiden Meinungsbilder und der Diskussionen einige Probleme vor Augen geführt, die ich hier ansprechen möchte.

Die Wikipedia ist eine anarchistische Community. Ich meine damit nicht, dass es keine Regeln gibt, sondern, dass es keine letzte Instanz gibt, die die korrekte Einhaltung der selbstgegebenen Regeln überwacht. Dies führt dazu, dass Regeln teilweise willkürlich angewandt oder ignoriert werden. Wenn sich Neulinge oder normale Wikipedianer*innen nicht an die Regeln halten, können sie gemeldet (siehe Vandalismusmeldung) und daraufhin von einem Admin gesperrt werden. Leider werden diese Vandalismusmeldungen im Umkehrschluss von erfahrenen Wikipedianer*innen immer wieder benutzt, um unliebsame Nutzer*innen zum Schweigen zu bringen. So erhielt ich z.B. eine Vandalismusmeldung, weil ich angeblich eine „woman-on-a-mission“ sei und mich zu viel in der Diskussion beteiligt hatte – und das von einem Wikipedianer, der als Mentor für Neulinge tätig ist und kürzlich für sein 25. Mentoring ausgezeichnet wurde. Nur kurze Zeit später – als ich beruflich unterwegs war und nicht regelmäßig auf die Diskussionsseite gucken konnte – wurde mir hingegen vorgeworfen, nicht aktiv genug zu sein.

Ein weiteres Beispiel für die Willkür von Regeln ist der Abstimmungsmodus der Meinungsbilder. Stimmberechtigte Wikipedianer*innen können über jedes Meinungsbild formal und inhaltlich abstimmen. Dabei können sie ihr Abstimmungsverhalten kommentieren. Während die inhaltliche Abstimmung lediglich erfragt, ob man die Vorschläge unterstützt, geht es bei der formalen Abstimmung um die Frage, ob das Meinungsbild auf regelkonforme Weise zustande gekommen ist.
In diesem Zusammenhang ist es problematisch, eine formale Ablehnung nicht begründen zu müssen, da so nicht ersichtlich wird, welche Wikipedia-Regel formal verletzt worden sein soll.

Ähnlich verhält es sich mit formalen Ablehnungen, die auf eine Weise begründet werden, die nichts mit formalen Regeln zu tun hat. Einige der Kommentare lauteten: „externe Propaganda“, „Sprachkommunistischer Müll“ oder „Bockmist“. Unabhängig davon, dass ich die polemische Ausdrucksweise nicht schätze, halte ich diese Kommentare für inhaltliche und nicht für formale Aussagen.

Die weitaus größte Zahl der formalen Ablehnungen betraf aber die Tatsache, dass wir für die Annahme des Meinungsbilds eine einfache Mehrheit, also 50 % + x und keine 2/3-Mehrheit vorgesehen hatten. Dieser formale Ablehnungsgrund würde Sinn ergeben, wenn es eine Regel gäbe, die eine 2/3 Mehrheit für bestimmte Abstimmungen zwingend vorschreibt. Tatsächlich gibt es diese Regel jedoch nicht. Laut dem Wikipedia-Eintrag über den Ablauf eines Meinungsbildes gibt es „keine feste Regel zur Auswertung von Meinungsbildern“, jedoch wird von einer einfachen Mehrheit ausgegangen und eine 2/3 Mehrheit nur für „grundlegenden organisatorischen Fragen, z. B. betreffend Administration, Benutzersperren oder Wahlverfahren“ erwähnt. Der formale Vorwurf, wir hätten eine 2/3-Mehrheit zur Annahme des Meinungsbilds implementieren müssen ist also falsch.

In allen drei genannten Fällen der formalen Ablehnung (Keine Begründung, inhaltliche Begründung, formal falsche Begründung) wurden die Stimmen jedoch gewertet.

In meinen Augen stellt dies einen eklatanten Mangel dar. Denn es zeigt, dass die Community sich Regeln setzt, die nicht beachtet werden müssen. Andere Regeln wiederum werden streng überwacht (z.B. dass nur Wikipedianer mit mehr als 200 Edits stimmberechtigt sind). So können alteingesessene Wikipedianer*innen, die genau wissen, welche Regeln durchgesetzt werden und welche nicht, Neulinge mit Hinweis auf diese Regeln gängeln, während sie sich selber über Regeln (die nicht oder nur nachlässig überprüft werden) hinwegsetzen. In der Diskussion wurde ich mehrfach zurechtgewiesen und gerügt, weil ich vermeintlich folgende Regeln verletzt hatte: Neutraler Standpunkt, Bitte nicht stören, Keine Theoriefindung, Kein Wille zur enzyklopädischen Mitarbeit. Die entsprechenden alteingesessenen Wikipedianer*innen wurden im Gegenzug aber nicht gemeldet oder wenn sie gemeldet wurden, nicht blockiert, obwohl sie nachweislich gegen die Wikiquette verstießen, die Regel Geh von guten Absichten aus ignorierten oder auf oben genannte Weise versuchten, mich so zu diskreditieren oder zum Schweigen zu bringen. Man könnte meinen, dass dies einfach nur schlechter Stil sei und es immer Leute gibt, die bei sachlichen Diskussionen persönlich werden. Das grundlegende Problem an diesem Verhalten ist aber, dass es zu einer massiven Ungleichheit innerhalb der Wikipedia-Community führt. Wenn Regeln nicht für alle gelten, gelten sie am Ende für keinen und dienen um Umkehrschluss nur dazu, bestehende Machtstrukturen zu erhalten.

 

Probleme der Wikipedia: Verwirrender Gestaltungsprozess

Beide Meinungsbilder wurden von monatelangen Diskussionen begleitet.

Problematisch war dabei, dass alle Diskussionsteilnehmenden den Inhalt des Meinungsbilds bis zum Schluss verändern konnten, sodass mitunter über Absätze und Formulierungen gestritten wurde, die in der Zwischenzeit schon modifiziert worden waren. Dies führte oft zu Frust und Verwirrung und bedeutete zudem, dass wir als Initiator*innen und unsere Unterstützer*innen den Diskussionen quasi rund um die Uhr beiwohnen mussten, bzw. alles Geschriebene nachlesen und überprüfen mussten, um sicherzugehen, dass die Community das Anliegen unserer Meinungsbilds in der Zwischenzeit nicht zu sehr verändert hatte. Wer Beruf und Familie hat, wird nachvollziehen können, dass dies über einen Zeitraum von 2 Monaten nahezu unmöglich ist.

An den Diskussionen waren dutzende Wikipedianer*innen beteiligt, die die Vorschläge in allen Details analysierten, kommentierten und bearbeiteten. So wuchs die Diskussion des zweiten Meinungsbilds auf einen Umfang von über 1000 Romanseiten an, während das erste Meinungsbild mit um die 80 Romanseiten relativ unumstritten schien. Am Ende wurden beide Meinungsbilder aus nahezu den gleichen Gründen (wie z.B. „externen Kampagne“ [MB1], „externer Propaganda“ [MB2],  „dieser Genderscheiß nervt“ [MB1],  „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ [MB2] abgelehnt. Mit anderen Worten: All das Engagement der Beteiligten, die investierte Zeit, alle Kompromisse und Neuformulierungen führten am Ende zu nichts!

 

Probleme der Wikipedia: innen und außen

Dies lag unter anderem daran, dass die beteiligten Wikipedianer*innen, die unser Vorhaben ablehnten, oft nicht die Sache an sich ablehnten, sondern uns. Wir und unser Projekt #wikifueralle wurde als Einmischung von außen wahrgenommen (obwohl wir auch von alteingesessenen Wikipedianer*innen unterstützt wurden). Dass die Wikipedia ein Projekt von allen für alle ist und deshalb das Interesse der Lesenden genauso ernstgenommen werden muss, wie das der Schreibenden, wurde nicht akzeptiert. Die Gegenseite hielt weiterhin an einem Konzept fest, das die Welt in ein „innen“ (=Wikipedia-Community) und ein „außen“ (=alles andere) unterteilte und sich jede Einmischung von außen verbat. Ab wann man von diesen Leuten als Mitglied der „inneren“ Welt respektiert werden würde, wurde nicht klar, denn wir sind ja bereits Wikipedianer*innen mit einem gültigen Account.

Dabei müssen wir uns vor Augen halten, dass die Wikipedia kein Verein ist. Sie ist ein Projekt, das freies Wissen für alle Menschen zur Verfügung stellen will. In diesem Sinne sollte die Community ein Interesse daran haben, dass so viele Menschen wie möglich mitarbeiten und auch vermeintlich Außenstehende zur Verbesserung der Wikipedia beitragen – sei es durch Artikel oder durch das Hinweisen auf Missstände oder Probleme, die den alteingesessenen Mitgliedern nicht mehr auffallen. Doch das Gegenteil war der Fall. Uns wurde vielfach vorgeworfen, eine politische Agenda durchdrücken zu wollen oder das Projekt nur aus Marketinggründen zu verfolgen. Dass wir ein berechtigtes Anliegen haben, wurde von der Gegenseite wiederholt bestritten.

 

Wikipedia als Soziales Medium

Die Wikipedia ist eine freie, kollektiv erstellte Online-Enzyklopädie. Außerdem ist sie – auch wenn alteingesessene Wikipedianer*innen sich dagegen sträuben – ein Soziales Medium. Doch leider schrumpft die Community seit Jahren. Die oben genannten Punkte sind in meinen Augen sowohl Ursache also auch Symptom dieses Problems.

Im Jahr 2001, als die Wikipedia online ging, war die Idee des freien Wissens eine Sensation. Das Internet war für viele noch „Neuland“ und das Angebot an Webseiten überschaubar. Heute, 18 Jahre später, können wir uns kaum noch vorstellen, ohne Internet, Smartphone und Social Media zu leben. Trotzdem ist die Lebenszeit, die jeder einzelne von uns zur Verfügung hat, nicht mehr geworden. Die Konzerne hinter Facebook, Twitter, YouTube, etc. haben im Laufe der Zeit Best-Practice-Lösungen etabliert, mit denen sie dafür sorgen, dass sich ihre Benutzer*innen so wohl wie möglich fühlen, um so viel Zeit wie möglich an Ort und Stelle zu verbringen. Natürlich handelt es sich bei oben genannten Netzwerken und Unternehmen, die mit den Daten der User*innen viel Geld verdienen und dieses auch wieder investieren können – aber die Lösungsvorschläge (auf die ich unten im Detail eingehen werde), müssen nicht viel Geld kosten und könnten auch von einer ehrenamtlich arbeitenden Community umgesetzt werden.

Doch beim Community-Management wird die Wikipedia nun leider von den anderen Angeboten des Internets abgehängt – nicht zuletzt deshalb weil viele Benutzer*innen die Wikipedia gar nicht als Soziales Medium verstehen, obwohl sie deren Merkmale besitzt.

Ohne Community-Management führen die oben genannten Punkte in meinen Augen dazu, dass sich Neulinge in der Wikipedia schnell unwohl fühlen. Es ist kinderleicht, sich anzumelden und die ersten paar Edits durchzuführen. Doch sobald man tiefer in die Diskussionen einsteigt, bekommt man den rauen Umgangston zu spüren. Die Relevanzkriterien, um die sich innerhalb der Wikipedia die Gruppen der Inklusionisten und der Exklusionisten streiten, sorgen regelmäßig dafür, dass Artikel von Neulingen gelöscht oder gar nicht erst veröffentlicht werden. Die herablassende Art manch alteingesessener Wikipedianer*innen in den Diskussionen führt dazu, dass sich die Neulinge nicht willkommen fühlen. Und wenn man wie bei den Meinungsbildern die willkürliche Umsetzung der Regeln miterlebt, verliert man schnell die Lust, sich noch weiter zu engagieren.

Wenn aber immer weniger User*innen für immer mehr Artikel zuständig sind, wird die Wikipedia zwangsläufig veralten, die Artikel werden an Qualität verlieren und somit irgendwann auch die Leser*innen ausbleiben. Spätestens dann wird sich eine neue Idee, eine neue Enzyklopädie oder ein neues System etablieren, das nicht mehr auf die Pflege der althergebrachten Wikipedia-Community angewiesen ist. Dann ist die Wikipedia, wie wir sie kennen Geschichte.

War es das? Ist das da Ende vom Lied? Alles schlecht und der Untergang vorprogrammiert?

Nein! Denn es gibt Lösungen für die oben genannten Probleme. Die Community müsste sie nur umsetzen.

              

TL;DR – Vorschläge für die Community

Nach den Erfahrungen der letzten Wochen und Monate möchte ich folgende Maßnahmen vorschlagen, um die Community und damit den Fortbestand der Wikipedia als Garant des Freien Wissens zu sichern:

 

  1. Zuverlässige Regeln
    1. Egal um welche Regeln es sich handelt: Nur wenn sie verbindlich für alle gelten, haben sie einen Sinn.
    2. Für die Durchsetzung der Regeln sollte eine eigene übergeordnete Instanz sorgen (Einzelperson oder Gremium), die unabhängig von der inhaltlichen Arbeit und unabhängig vom Gruppenzwang arbeitet.
  2. Community Management
    1. Die Diskussionen sollten moderiert und Verletzungen der Wikiquette sofort sanktioniert werden.
    2. Das Verständnis der Wikipedia als Soziales Medium sollte gestärkt werden, um eine größere Identifikation und Zusammenarbeit der einzelnen Wikipedianer*innen zu ermöglichen
    3. Recht auf Vergessen: Im Augenblick wird alles, was man in den Diskussionen geschrieben hat für alle Zeiten in der Versionsgeschichte gespeichert. Dies führt dazu, dass einigen User*innen ihre Verfehlungen noch Jahre Später vorgehalten werden. Wer will, sollte seine eigenen Posts nach einer gewissen Zeit löschen können, wenn er diese nicht mehr vertritt.
    4. Inhalte bestimmter User*innen sollten für die individuelle Ansicht geblockt werden können. Denn solange dies nicht geht, können sich Wikipedianer*innen nicht davor schützen, übergriffige oder ehrenrührige Kommentare immer und immer wieder lesen zu müssen.
  3. Reform der Abstimmungsregeln
    1. Das „jeder kann alles bearbeiten“ – Prinzip sollte eingeschränkt werden. Bei Abstimmungen (Meinungsbilder und Umfragen) sollte eine Bearbeitungssperre gelten, damit die Abstimmenden sicher gehen können, dass das, worüber sie heute diskutieren und abstimmen, morgen nicht in einem anderen Kontext steht. Das heißt: Nur die Ersteller einer Abstimmung sollten den Inhalt der Abstimmung ändern können.
    2. Für Abstimmungen sollte eine Wahlleitung ernannt werden, die die Abstimmung erst nach Erfüllung der formalen Kriterien freigibt.
    3. Die allgemeine Abstimmung über die formale Gültigkeit sollte (nach Umsetzung von 3b) entfallen.
  4. Mitmachen, mitmachen, mitmachen
    Nur durch das Engagement der Vielen, kann die Wikipedia auch weiterhin eine Quelle des Wissens für alle werden. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass sich irgendjemand schon darum kümmern wird, sondern selber mit anpacken!

 

Diese Vorschläge garantieren noch keinen Erfolg, aber sie würden die Funktionalität der Community enorm steigern und damit auch die Mitarbeit an der Wikipedia wieder attraktiver machen. Ich hoffe, dass es die Wikipedia (auf welche Weise auch immer) schafft, die Organisationsstrukturen und das Community-Management zu verbessern, damit auch zukünftige Generationen in den Genuss des Freien Wissens kommen können.

In diesem Sinne: Engagiert euch! Seid mutig! Macht mit! Wikifueralle!

7 Gedanken zu „Wikifueralle – ein Fazit

  1. Liebe Theresa, Ihr habt leider die Wikipedia nur ganz unzureichend verstanden. Das hat sich sehr deutlich in Eurem Meinungsbild gezeigt. Versuche der Sprachregelung „von oben“ oder „von außen“ stoßen bei Wikipedianern und Wikipedianerinnen generell nicht auf Gegenliebe, und zwar ganz speziell nicht bei denjenigen, die Eurem Anliegen eher sympathisierend gegenüberstehen. Es gibt nicht so etwas wie die Académie française der Wikipedia und es wird sie auch nicht geben. Das heißt nicht, dass es keine Sprachregelungen gibt, es gibt vielmehr viel zu viele, aber die stammen aus der Mitte des Projekts. Ihr habt genau den falschen Weg eingeschlagen, und so war die überwältigende Ablehnung hundertprozentig sicher und ich hätte sie am ersten Tag voraussagen können. Man müsste genau das Gegenteil anpeilen: die pragmatische Handhabung von Genderfragen. Das aber kann man mit absoluter Sicherheit nicht in einem Meinungsbild, das gerade zur Normierung da ist.

    Vielleicht versteht Ihr, was schiefgelaufen ist, wenn Ihr Euch zwei Großkonflikte anschaut, die in der Wikipedia ausgetragen wurden. Der eine ist der Konflikt, ob man immer US-amerikanisch schreiben müsse oder auch amerikanisch schreiben kann. Ein Freund von mir, ausgezeichneter Autor von Artikeln zur amerikanischen Literatur, hat sich über dieses „US-amerikanisch“, das ständig von Dogmatikern oder Ahnungslosen in seine exzellenten Artikel hineingepresst wurde, maßlos aufgeregt, denn kein Amerikanist würde diese absurde Benennung verwenden (nicht mal das Fach heißt „US-Amerikanistik“). Er hat mit mühsamsten Kämpfen eine Art Kompromiss erreicht, der ständig wieder missachtet wurde, und schließlich seinen Anschied genommen. Noch aufregender war der Krieg, ob man Sterbedaten mit einem Kreuz als genealogischen Zeichen bezeichnen muss oder auch „gest.“ oder „gestorben“ schreiben darf. Da gab es mehrere Meinungsbilder, ein Schiedsgerichtsverfahren und bitterste Entzweiungen. Die Wikipedia leidet heute noch unter den Folgen. Schaut Euch das mal näher an, ich gebe gern weitere Links. Ihr hättet diesen Fehler nicht wiederholen müssen und sollen.

    In allen pragmatischen Lösungen hätte ich mich engagiert, zum Teil habe ich es auch, Theresa, Du weißt es. Aber sich blindlings auf so einen Krieg einzulassen, der von vornherein verloren war und nur dazu geführt hat, dass das Thema auf Jahre hinaus verbrannt ist – das hätte nicht sein müssen.

    Grüße Mautpreller

  2. Du schreibst:

    „Dies lag unter anderem daran, dass die beteiligten Wikipedianer*innen, die unser Vorhaben ablehnten, oft nicht die Sache an sich ablehnten, sondern uns.“

    Und später:

    „Dass wir ein berechtigtes Anliegen haben, wurde von der Gegenseite wiederholt bestritten.“

    So habe ich die Diskussion nicht erlebt. Es war vielmehr so, dass viele die Meinungsbilder inhaltlich ablehnten, weil sie die Sache ablehnten und deswegen auch bestritten, dass ihr ein berechtigtes Anliegen vortragt. Und das wurde in der Diskussion auch wieder und wieder erläutert. Die „geschlechtergerechte“ Sprache wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Deswegen kann es nicht Aufgabe der WP sein, hier Vorreiter auf einem gesellschaftlich noch stark umstrittenen Gebiet zu sein.

    Ich finde es sehr schade, dass Du auch nach fast drei Monaten immer noch die Meinung zu haben scheints, euer Anliegen sei berechtigt, unumstritten und müsste von allen gutmeinden Menschen begrüßt und unterstützt werden. Das ist nicht der Fall.

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